Folge 18 – Oktober 2022

Vor 25 Jahren:

Matthias Sammer, Europameister und „Europas Fußballer des Jahres“ 1996, macht sein letztes
Bundesligaspiel

Dass das Bundesligaspiel am 4. Oktober 1997, das er mit Borussia
Dortmund bei der Bielefelder Arminia mit 1:3 verliert, Matthias Sammers
letztes sein wird, ahnt zu diesem Zeitpunkt noch niemand, denn
schließlich ist Sammer vier Wochen zuvor erst 30 Jahre alt geworden –
kein Alter, um ans Aufhören zu denken. Doch die bakterielle Infektion mit
MRSA-Keimen, die er sich bei einer Knieoperation neun Tage später
zuzieht, hat zur Folge, dass Matthias Sammer 1999, nach zwei Jahren
frustrierenden und vergeblichen Kampfes um vollständige Genesung,
sein vorzeitiges Karriereende verkünden muss, ohne je wieder in der
Bundesliga zum Einsatz gekommen zu sein.
Matthias Sammer, geboren 1967 in Dresden (Vater Klaus war DDR Nationalspieler
und ein bekannter Trainer), spielt von Kindesbeinen an in
seiner Heimatstadt bei der SG Dynamo Fußball. 1989 wird er mit Dynamo
Dresden DDR-Meister, ein Jahr später erneut Meister und zusätzlich
Pokalsieger.
Nach der Wende – im Sommer 1990 – geht er zum VfB Stuttgart. Dort
wird der Mittelfeldspieler schon im Dezember (nach zuvor 23
Länderspielen für die DDR) auch gesamtdeutscher Nationalspieler (für
den DFB wird er es bis 1997 auf 51 Nationalelf-Einsätze bringen).
1992 gewinnt er mit dem VfB Stuttgart unter Trainer Christoph Daum am
hochdramatisch verlaufenden letzten Spieltag der Saison 91/92 seinen
ersten Bundesligatitel.
Nach der EM ´92 in Dänemark, bei der er mit der deutschen
Nationalmannschaft im Endspiel mit 0:2 an den Gastgebern scheitert,
wechselt Sammer zu Inter Mailand. Er wird in Italien aber nicht glücklich,
weshalb er in der Winterpause 92/93 ein Angebot von Borussia Dortmund
annimmt. Hier folgt unter Trainer Ottmar Hitzfeld, der ihn fortan als
Libero einsetzt, seine erfolgreichste Zeit: Matthias Sammer wird mit der
Borussia 1995 (nach 32 langen Jahren ohne Meisterschale für den BVB)
und 1996 deutscher Meister. In beiden Jahren wird er zudem jeweils zu
Deutschlands Fußballer des Jahres gewählt. Darüber hinaus gewinnt er
1996 mit der Nationalelf unter Bundestrainer Berti Vogts auch noch den
Titel bei der EM in England (durch einen 2:1-Finalsieg gegen Tschechien
nach dem Golden Goal von Oliver Bierhoff in der Verlängerung).
Gekrönt wird das Jahr 1996 schließlich durch seine Wahl zu Europas
Fußballer des Jahres (bis heute ist er der letzte deutsche Fußballspieler,
dem diese Ehre zuteil wurde; zuvor war dies nur Gerd Müller, Franz
Beckenbauer, Karl-Heinz Rummenigge und Lothar Matthäus gelungen).
Ein Jahr später, 1997, wird ein weiterer Traum wahr: Matthias Sammer
gewinnt mit dem BVB durch einen 3:1 Finalsieg gegen Juventus Turin die
Champions League!
Nachdem 1999 klar wird, dass Sammer seine Spielerkarriere
verletzungsbedingt beenden muss, erwirbt er die Trainerlizenz, wird im
Jahr 2000 Assistent von Udo Lattek in Dortmund und löst diesen schon
bald als Cheftrainer ab. In der Saison 2000/2001 belegt Borussia
Dortmund mit Sammer als Trainer den 3. Platz in der Bundesliga, ein Jahr
später, 2002, wird der BVB Deutscher Meister – mit Matthias Sammer als
jüngstem Meistertrainer der Bundesligageschichte. Im gleichen Jahr
erreicht die Borussia auch das UEFA-Cup-Finale, das jedoch mit 2:3
gegen Feyenoord Rotterdam verloren geht.
Nach zwei titellosen Jahren ist im Sommer 2004 Schluss für Matthias
Sammer in Dortmund, in der nächsten Spielzeit trainiert er den VfB
Stuttgart und wird Bundesligafünfter.
Von April 2006 bis Juni 2012 arbeitet Sammer als Sportmanager für den
DFB, ab 2010 zusätzlich als DFB-Nachwuchskoordinator. Im Juli 2012
wechselt er auf die Position des Vorstands für
Lizenzspielerangelegenheiten beim FC Bayern München. In seiner ersten
Saison bei den Bayern (2012/13) gewinnen diese das Triple aus
Deutscher Meisterschaft, DFB-Pokal und Champions League. Nach drei
weiteren Jahren beendet er sein Engagement in München. Dem Fußball
bleibt Matthias Sammer (manchmal wegen seiner aufbrausenden Art und
seiner kritischen Analysen auch „Motzki“ genannt) dennoch erhalten,
zunächst als TV-Experte, ab März 2018 dann als externer Berater seines
früheren Clubs Borussia Dortmund.
Vor 30 Jahren:

Wechselfehler! Der VfB Stuttgart verliert das Entscheidungsspiel gegen Leeds mit 1:2 und
scheidet aus der Champions League aus

Der VfB Stuttgart, deutscher Fußballmeister des Jahres 1992, trifft zu
Beginn der Saison 1992/93 in der Qualifikation zur neu geschaffenen
Champions League auf Englands Meister Leeds United. Im Hinspiel im
Neckarstadion gelingt vor 36.000 begeisterten Zuschauern ein kaum für
möglich gehaltener 3:0-Sieg (Tore: Fritz Walter [2] und Andreas Buck).
Das dramatische Rückspiel in Leeds geht zwar mit 1:4 verloren (Halbzeit:
1:2, das VfB-Tor zum zwischenzeitlichen 1:1 schießt Andreas Buck), der
VfB wähnt sich jedoch aufgrund der damals geltenden
Auswärtstoreregelung als Sieger und feiert nach dem Schlusspfiff den
vermeintlichen Einzug in die CL-Gruppenphase.
Nach Spielende bemerken die Leeds-Verantwortlichen jedoch, dass VfB Trainer
Christoph Daum statt der erlaubten drei ausländischen Spieler
(Slobodan Dubajic/Jugoslawien und Eyjölfur Sverrison/Island spielten von
Beginn an, Adrian Knup/Schweiz wurde in der 80. Minute eingewechselt)
deren vier eingesetzt hat, denn ab der 83. Minute hatte er mit Jovica
Simanic einen weiteren Jugoslawen eingesetzt. Die United Verantwortlichen
legen Protest ein, woraufhin die UEFA das 4:1 annulliert
und das Spiel stattdessen mit 3:0 für Leeds wertet. Hierdurch wird ein
Entscheidungsspiel notwendig, da der VfB bekanntlich das Hinspiel
seinerseits mit 3:0 gewonnen hatte.
Die Partie findet am 9. Oktober 1992 in Barcelona statt. Die englische
1:0-Führung durch Gordon Strachan in der 33. Minute gleicht Andrè Golke
zwar schon sechs Minuten später aus, das 2:1 für Leeds durch Carl-
Steven Shutt in der 77. Minute bricht dem VfB jedoch das Genick. Der VfB
Stuttgart scheidet frühzeitig aus der Champions League aus, der
Wechselfehler wird für Trainer Christoph Daum und Manager Dieter
Hoeneß zum Trauma.
Norbert Voshaar [Lit.: Karlheinz Mrozek:„Fußball: Die besten deutschen Nationalspieler“ (1997) / Tom Bender &
Ulrich Kühne-Hellmessen: „Verrückter Europacup“ (1999) / Hardy Grüne: „Vier Ausländer – Daums böser
Wechselfehler“ (www.shz.de/sport/fussball/artikel/vier-auslaender-daums-boeser-Wechselfehler-40867567 /
Wikipedia]