Folge 28 – August 2023

Vor 60 Jahren:

Erster Spieltag der neugegründeten Bundesliga

Am 24. August 1963, also vor nunmehr 60 Jahren, ist es nach jahrelangen zähen und zum Teil heftigen
Diskussionen endlich soweit: als eines der letzten großen Länder Europas führt auch die
Bundesrepublik Deutschland eine nationale oberste Fußballliga ein, die „Bundesliga“. Die 5 Oberligen
(Nord, West, Süd, Südwest und [West-]Berlin) haben ausgedient, die 16 besten Klubs daraus –
ausgewählt nach einem Punktesystem und weiteren vom DFB festgelegten Kriterien – bilden die neue
bundesweite erste Liga, die dafür sorgen soll, dass die besten deutschen Spieler sich von nun an
Wochenende für Wochenende miteinander messen. So soll das Niveau des bundesdeutschen Fußballs –
insbesondere auch das der Nationalmannschaft – gesteigert werden. Durch die Einführung einer
Berufsspielerliga soll zudem verhindert werden, dass gute deutsche Spieler ins Ausland abwandern,
weil dort – anders als bisher in Deutschland – hervorragende (und legale) Verdienstmöglichkeiten für
Fußballer bestehen. Für die Einführung der Bundesliga haben sich in besonderem Maße auch
Bundestrainer Sepp Herberger und der Präsident des 1. FC Köln, Franz Kremer, eingesetzt.
Aufgenommen in die neue Spitzenliga werden:
aus dem Norden (3 Vereine): Hamburger SV, Werder Bremen, Eintracht Braunschweig;
aus dem Westen (5): Borussia Dortmund, 1. FC Köln, Schalke 04, Meidericher SV, Preußen Münster;
aus dem Süden (5): München 1860, 1. FC Nürnberg, Eintracht Frankfurt, VfB Stuttgart, Karlsruher SC;
aus dem Südwesten (2): 1. FC Kaiserslautern, 1. FC Saarbrücken;
aus (West-)Berlin (1): Hertha BSC.
Nicht wenige Klubs sind über ihre Nichtberücksichtigung durch die DFB-Funktionäre verbittert, finden
sie sich doch plötzlich – trotz in der Vergangenheit errungener großer Erfolge in Meisterschaft oder
Pokal – nun in der Zweitklassigkeit (sprich in einer der fünf Regionalligen) wieder. Darunter
beispielsweise die SpVgg Fürth (Deutscher Meister 1914, 1926 und 1929, Vizemeister 1920), Hannover
96 (Meister 1936 und 1954), Holstein Kiel (Meister 1912, Vizemeister 1910 und 1930), Bayern
München (Meister 1932, Pokalsieger 1957), Fortuna Düsseldorf (Meister 1933, Vizemeister 1936,
Vizepokalsieger 1937, 1957 und 1962), der VfR Mannheim (Meister 1949) und Borussia
Mönchengladbach (Pokalsieger 1960).
Bei den allerersten acht Bundesligapartien, die an jenem Samstag vor 60 Jahren um 17:00 Uhr
stattfinden, gibt es 2 Heimsiege, 4 Unentschieden (4 x 1:1!) und 2 Auswärtssiege.
Die Ergebnisse im Einzelnen: Hertha BSC – 1. FC Nürnberg 1:1, Werder Bremen – Borussia Dortmund
3:2, Eintracht Frankfurt – 1. FC Kaiserslautern 1:1, Karlsruher SC – Meidericher SV 1:4, München 1860 –
Eintracht Braunschweig 1:1, Preußen Münster – Hamburger SV 1:1, München 1860 – Eintracht
Braunschweig 1:1, 1. FC Saarbrücken – 1. FC Köln 0:2, Schalke 04 – VfB Stuttgart 2:0.
Premieren-Torschütze der neuen Liga ist Friedhelm „Timo“ Konietzka vom amtierenden deutschen
Meister Borussia Dortmund, der gleich in der ersten Minute des Spiels im Bremer Weserstadion
Werder-Torhüter Klaus Lambertz überwindet (in der 90. Minute gelingt Konietzka ein weiteres Tor,
trotzdem verlieren seine Dortmunder am Ende mit 2:3). Ebenfalls unter den Torschützen am ersten
Spieltag sind die 54er Weltmeister Helmut Rahn (Meidericher SV, inzwischen 34 Jahre alt) und Max
Morlock (1. FC Nürnberg, 38 Jahre).
Erste Bundesliga-Tabellenführer sind gemeinsam die beiden 2:0-Sieger des Tages, der 1. FC Köln und
Schalke 04 (der Meidericher SV [ab 1967 „MSV Duisburg“], dessen 4:1 in Karlsruhe der höchste Sieg des
Spieltages ist, belegt nicht Platz 1, weil seinerzeit bei Punktgleichheit nicht die Tordifferenz, sondern
das Torverhältnis entscheidet).

Der Kader, mit dem der Pokalsieger des Jahres 1963, der Hamburger SV, in die erste Bundesligasaison startet. (Foto aus dem Buch von Ben Harder „Bundesliga 1963“)

Der Kader, mit dem der Pokalsieger des Jahres 1963, der Hamburger SV, in die erste Bundesligasaison startet.
(Foto aus dem Buch von Ben Harder „Bundesliga 1963“)
Vor 75 Jahren:

Erstes Endspiel nach dem Krieg: 1. FC Nürnberg – 1. FC Kaiserslautern 2:1

Nachdem noch 1944, im fünften Jahr des verheerenden Zweiten Weltkriegs, ein Finale um die deutsche
Fußballmeisterschaft ausgetragen wurde (damals verteidigte die Mannschaft des Dresdner SC um
Kapitän Richard Hofmann und den späteren Bundestrainer Helmut Schön ihren 1943 errungenen Titel),
fielen die Endspiele 1945, 46 und 47 kriegsbedingt aus.
Erst am 8. August 1948 findet wieder ein Meisterschaftsfinale statt. Bei diesem ersten
Nachkriegsendspiel trifft Südmeister 1. FC Nürnberg auf Südwest-Meister 1. FC Kaiserslautern. Die
Nürnberger gewinnen vor 75.000 Zuschauern (über 300.000 Kartenanfragen hatte es gegeben!) im
Köln-Müngersdorfer Stadion mit 2:1 und holen damit ihre 7. Meisterschaft. Damit sind sie nun
alleiniger „Rekordmeister“ (zuvor teilten sie sich diesen Titel mit dem FC Schalke 04, der zwischen 1934
und 1942 6 Meisterschaften gewann). Die Tore für den Club erzielen Konrad Winterstein (10. Minute)
und Hans Pöschl (25. Minute). Für den Kaiserslauterer Anschlusstreffer in der 62. Minute ist ebenfalls
ein Nürnberger verantwortlich, denn Hans Uebelein, der 1936 bereits mit dem Club im Endspiel gegen
Fortuna Düsseldorf stand (Ergebnis damals: 2: 1 nach Verlängerung für den FCN), unterläuft in der 62.
Minute ein Eigentor. Danach drängen die Lauterer zwar vehement auf den Ausgleich, letztlich bleibt es
aber beim am Ende verdienten 2:1 für die “Clubberer“.
Die Aufstellung des ersten Nachkriegsmeisters aus Nürnberg: Eduard Schaffer, Hans Uebelein, Adolf
Knoll, Gerhard Bergner, Georg Kennemann, Robert Gebhardt, Helmut Herbolsheimer, Max Morlock,
Hans Pöschl, Konrad Winterstein, Georg Hagen; Trainer: Josef Schmitt
Vizemeister 1. FCK: Willi Hölz, Werner Kohlmeyer, Werner Liebrich, Rudolf Huppert, Ernst Liebrich, Fritz
Walter, Heinz Klee, Werner Baßler, Ottmar Walter, Hans Christmann, Günther Grewenig;
Spielertrainer: Fritz Walter
Norbert Voshaar [Lit.: Ben Harder: „Bundesliga 1963“ (1963) / Kicker-Sonderheft „60 Jahre Bundesliga“ (2023) / Kicker-Almanach 2023
(2022) / Wikipedia]